Wochenbett & Partnerschaft – wie sich beides positiv bedingen kann.
Nach der Geburt eures Kindes ist vor eurem gemeinsamen Wochenbett. „Gemeinsam“ sollte dabei Programm sein, denn im Wochenbett habt ihr die unwiederholbare Möglichkeit als frisch gebackene Familie zusammenzuwachsen. In dieser Zeit ist besonders die Mama dazu veranlasst, sich auszuruhen und zu regenerieren. Das kann der Partner perfekt unterstützen, indem er der Mama den Rücken freihält, sie umsorgt und sich um den Haushalt kümmert. Mit der Ankunft eures Babys habt ihr jedoch auch weniger Zeit für einander und neue Herausforderungen kommen auf euch zu. Das kann schon mal zu Anspannung und Konfliktpotenzial führen. Glücklicherweise lässt sich das gut umgehen und auflösen
Wochenbett zum Regenerieren, Heilen und Ruhen
Das Wochenbett beschreibt die Zeit nach einer Geburt, in der sich die frisch gebackene Mama erholen soll und sich Baby, Mama und Papa kennenlernen und zusammenrücken. Abhängig von der jeweiligen Quelle geht ein Wochenbett 6-8 Wochen oder sogar 12-14 Wochen lang. Wie es das Wort schon vermuten lässt, soll dabei die meiste, vor allem anfängliche Zeit im Bett verbracht werden. Nicht ausschließlich und auch nicht die ganze Zeit, aber vor allem in den ersten Tagen und Wochen ist Bettruhe die beste Voraussetzung, damit sich die Gebärende von der Geburt (bzw. Schwangerschaft) und allen damit verbundenen Hürden erholen und regieren kann.
Drastische hormonelle Veränderungen in kürzester Zeit
Dazu zählen Geburtsverletzungen, Blutverlust, mögliche kleine und größere Traumata, aber auch die generelle Anstrengung, die in den meisten Fällen mit einer Geburt, aber auch den letzten Wochen einer Schwangerschaft einhergeht. Nach der Geburt erlebt die Frau den krassesten Hormonabfall, den ein weiblicher Körper in so kurzer Zeit jemals erleben kann. Natürlich kommt es stark darauf an, wie strikt und lange du dein Wochenbett einhalten solltest, abhängig vom Grad deiner Geburtserfahrung und wie du dich fühlst.
Stillen bedeutet Verantwortung und Energieaufwand
Leider neigen die meisten Frauen jedoch dazu, sich zu schnell zu übernehmen. Auch deshalb, weil es zu wenig Unterstützung oder andere Kinder gibt. Hier spielt der Partner oder die Partnerin eine unglaublich wichtige Rolle. Noch stärker bei den Frauen, die ihre Babys stillen, denn sie sind nun die Alleinversorgerinnen für ihren Nachwuchs. Das ist nicht nur auf mentaler Ebene eine ganz schöne Verantwortung, auch körperlich bedeutet das einen enormen Energieaufwand. Bis zu 600 kcal braucht der weibliche Körper zusätzlich, um das Stillen auszugleichen. Wie krass ist das denn bitte?
Einschränkungen durch Kaiserschnitt und Geburtsverletzungen
Je nachdem, wo ihr entbunden habt, beginnt auch dort direkt das Wochenbett. Im Krankenhaus, Geburtshaus oder zu Hause. Auch hier kann euer Partner direkt seinen Support zeigen, indem er dich versorgt, umsorgt und dir dabei hilft dich zu entspannen bzw. auszuruhen. Vielleicht kann er oder sie das wickeln übernehmen, dich bekochen und dir all das bringen, was du eben brauchst. Gerade bei Kaiserschnitt-Mamis ist diese Unterstützung ganz wichtig, weil sie gerade in den ersten Tagen noch ganz schöne Probleme beim Laufen haben können. Natürlich gilt das auch für die Frauen, die vaginal entbunden und stärkere Geburtsverletzungen erlebt haben.
Ausgiebiges Wochenbett für ein intensives Kennenlernen
Mein Partner und ich haben uns dazu entschieden, die gesamten acht Wochen gemeinsam im Wochenbett zu verbringen. Und ich würde es jedes Mal wieder so machen, weil es eine so wichtige und schöne gemeinsame Zeit war. Nicht nur, weil ich auf körperliche Unterstützung angewiesen war, sondern auch, weil wir uns bewusst die Zeit genommen haben, unser kleines Baby kennenzulernen und gemeinsam in diese neue Rolle als Eltern reinzuwachsen.
Mama versorgt das Baby, Papa umsorgt Mama
Da ich stille, bin ich die Alleinversorgerin unserer Tochter, weshalb es für uns selbstverständlich war, dass mein Mann wiederum sich und mich versorgt und uns bekocht. Lecker, gesund und blähungsarm, vor allem für das Baby. Er hat den Haushalt übernommen und mir gebracht, was ich brauchte. Und wenn es mal möglich war und ich ein bisschen Ruhe wollte, hat er sich mit unserer Tochter zurückgezogen, damit ich einfach mal die Augen zu machen konnte.
Einfluss der Geburt auf die Partnerschaft
Gerade wenn ihr euer erstes Kind erwartet, ändert sich für euch selbst, aber auch für euch als Paar super viel. Das wollte ich davor auch nicht glauben, aber it’s a fact. Die Frage ist nur, wie ihr damit umgeht. Auch hier spielt Kommunikation die entscheidende Rolle. Im Wochenbett habt ihr die Chance gemeinsam die Geburt zu verarbeiten und euch darüber auszutauschen, wie ihr euch im plötzlichen Elterndasein fühlt. Gerade hier könnt ihr nochmal die Weichen dafür stellen, wie ihr euer Familienleben in Zukunft gestalten wollt, insofern ihr das nicht bereits vor der Geburt getan habt.
Besuch im Wochenbett ist optional
Teilt eure Erwartungen, Wünsche und Sorgen miteinander. Ähnlich wie ich das auch schon im Beitrag zur Geburtsvorbereitung empfohlen habe. Versucht einen guten Umgang mit Besuch im Wochenbett zu finden, mit dem ihr beide fein seid. Aber auch hier muss klar festgehalten werden, dass das Wohlbefinden von Baby und Mami an erster Stelle stehen. Du als Partner solltest deiner Frau den Rücken freihalten, wenn sich Eltern oder Freunde aufdrängen wollen. Was fühlt sich für euch richtig an? Ihr seid nicht dazu verpflichtet, eure Familienmitglieder unmittelbar nach der Geburt zu euch einzuladen.
Zusammenwachsen als Familie
Nehmt euch unbedingt den Raum und die Zeit für das Zusammenwachsen als Familie. Das ist natürlich nach dem Wochenbett nicht abgeschlossen, aber ihr könnt hier eine richtig gute Basis schaffen. Ich höre immer wieder von Frauen, Männern und Paaren, dass sie es entweder bereuen, das Wochenbett nicht ausreichend eingehalten zu haben oder dass sie glücklich darüber sind, dass sie es getan haben. Auch den ganzen organisatorischen Kram wie Eltern- oder Kindergeldanträge könnt ihr gut im Vorhinein vorbereiten. Und die letzten Feinheiten können ebenfalls vom Partner übernommen werden.
Bonding-Zeit für Baby und Papa
Aber Achtung, auch der Papa oder die andere Mama sollten genügend Bonding-Zeit mit dem Baby einrichten. Denn auch hier kann der Grundstein für ein vertrauensvolles und enges Verhältnis zueinander gelegt werden. Ich merke auch, dass meine Tochter und mein Mann richtig sicher miteinander gebunden sind. Das erleichtert mir so einiges, weil ich nicht ständig den Druck auf meinen Schultern spüre, dass nur ich sie beruhigen oder in den Schlaf bringen kann. Vielleicht könnt ihr euch hier kleine Rituale schaffen, die nur Baby und Papa betreffen.
Baby-Blues und Wochenbettdepression
Sollte euch der Baby-Blues treffen, rate ich euch besonders empathisch mit euch selbst und einander umzugehen. Denn wie bereits erwähnt, die Hormone spielen ein wenig crazy. Das betrifft nicht nur die Mama, auch Väter erleben hormonelle Veränderungen. Rat und Hilfe findet ihr hier auch bei eurer Wochenbetthebamme. Sollte sich der Baby-Blues jedoch in eine Wochenbettdepression entwickeln, ist fachliche Unterstützung gefragt. Sucht euch an dieser Stelle unbedingt professionelle Unterstützung und seid euch darüber im Klaren, dass ihr damit nicht allein seid, denn zwischen 10 und 15 % der newly mommys entwickeln sie.
Tauscht euch über eure Gefühle aus
Vielleicht könnt ihr euer Glück aber auch gar nicht fassen und seid immer wieder am Weinen, weil ihr so überwältigt und gerührt seid. So ging es mir bspw. ein paar Tage lang und ich konnte gar nicht in Worte fassen, weshalb mir ständig die Tränen kullern. Bleibt auch darüber im Austausch miteinander. Austausch ebnet euch den Weg zu Verbundenheit und gibt euch einfach ein Bild darüber, was gerade im anderen vorgeht. Und das ist auch ein gutes Sinnbild für das notwendige Integrieren aller Beteiligten im Wochenbett.
Haltet eure Liebesbeziehung am Laufen
Leider passiert es nämlich häufig, dass der Papa eine sehr untergeordnete oder nebensächliche Rolle im Wochenbett spielt. Entweder, weil er sich selbst außen vor lässt oder weil Mami den Papa unbewusst etwas ausgrenzt. Beide Varianten tun eurer kleinen Familie nicht gut. Ganz abgesehen von eurer Liebesbeziehung. Apropos Liebesbeziehung. Auch diese kann im Wochenbett ganz schön zu kurz kommen. Das ist normal, denn der Fokus liegt erstmal auf dem Baby und der Regeneration der Mama.
Zärtlichkeit und Intimität im Wochenbett
Versucht dennoch, euch näherzukommen. Damit ist nicht direkt Sex gemeint, no way. Aber nehmt euch Zeit für einen Kuss, eine Umarmung, ein bisschen kuscheln. Obwohl wir im Wochenbett alle drei zusammen zu Hause waren, habe ich meinen Mann super doll vermisst. Plötzlich hatten wir so wenig Zeit zusammen bzw. Zeit allein. Das kann eine Beziehung ganz schön auf die Probe stellen.
Schlafmangel bringt Anspannung und Konfliktpotenzial
Gleiches gilt für ungeahnte Anspannung und Streitereien, wenn der Schlaf zu kurz kommt, das Baby weint und man nicht mehr weiß, wann man das letzte Mal ganz entspannt duschen war. Allein und ohne Verpflichtungen. Versucht euch den rauen Ton zu verzeihen und daran zu arbeiten, ruhig und gelassen zu bleiben. Auch wenn es schwerfällt. Lasst nicht zu, dass sich diese Umgangsweise miteinander langsam als Normalität einschleicht. Gönnt euch deshalb auch gegenseitig Auszeiten, indem der eine mal übernimmt, während der andere sich ausruht. Auch Papas brauchen mal Me-Time.
Holt euch Unterstützung im Wochenbett
Und wenn ihr beide auf Low-Battery lauft, könnt ihr euch wiederum Unterstützung von euren Liebsten holen. Entweder indem die Oma mal für ne Stunde das Baby schiebt oder ihr euch bekochen oder beliefern lasst. Eine meiner Klientinnen hat sich von ihrer Mama die Wohnung putzen und die Wäsche waschen lassen, weil sie es angeboten hat. Why not?
Zeit für Zweisamkeit bewusst nutzen
Und wenn ihr dann doch mal einen Moment zusammen als Paar habt, nutzt ihn verdammt nochmal. Nicht am Handy scrollen und auch Serie schauen muss nicht sein, sondern legt euch zusammen auf die Couch und seid einfach miteinander. Tauscht euch aus oder schweigt zusammen. Je nachdem, was ihr braucht. Serie könnt ihr auch zu dritt schauen, wenn auf einem von euch das Baby schläft.
Selbstverantwortung um einander nicht zu verlieren
Solltet ihr nach dem Wochenbett und den ersten Monaten feststellen, dass ihr euch als Paar stark verändert und voneinander entfernt habt, rate ich euch zu professioneller Unterstützung. Denn es ist kein Zufall, warum die Beziehungsqualität eines Paares durchschnittlich am stärksten im ersten Lebensjahr des Kindes leidet. Am besten gelingt euch das, wenn ihr in die Selbstverantwortung geht und Sorge dafür tragt, dass ihr individuell ausbalanciert seid und euch um euren Shizzle kümmert. Das kannst du bspw. auch im Beziehungscoaching bei mir machen.
Elternschafts als Bestandteil eurer Partnerschaft
Zusammenfassend möchte ich dir bzw. euch ans Herz legen, dass ihr euch ausreichend Zeit für ein ruhiges und intimes Wochenbett nehmt. Genießt eure Kennenlernphase, verschafft euch gegenseitige Pausen (vor allem für die Mami) und schafft euch Momente der Zweisamkeit und Intimität. All das gelingt euch am besten, wenn ihr darüber redet und euch gegenseitig anvertraut, was in euch vorgeht, was ihr euch wünscht und worüber ihr euch sorgt. Elternschaft ist nun ein Teil von euch und auch ein Teil eurer Partnerschaft. Und das wuppt ihr am besten, wenn ihr transparent, liebevoll und ehrlich miteinander bleibt.
Genießt diese magische Zeit oder holt euch Unterstützung, wenn ihr sie braucht.
Love,
Nastasja
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