Mama, Unternehmerin und Partnerin – Balance zwischen Beruf & Beziehung
Selbstständige Mamas mit einem Baby bzw. Kleinkind sind eine eher schmal vertretene Gruppe in unserer Gesellschaft. Und doch traf ich mein Mommy Perfect Match ganz unerwartet in einem Geburtsvorbereitungskurs. Julia ist ebenfalls selbstständig, verheiratet und unsere Toddler sind beinahe gleich alt. Was uns immer wieder verbindet, sind die Vorzüge, aber auch Herausforderungen, die eine Selbstständigkeit mit Kind mit sich bringen. Und natürlich auch die damit einhergehenden Effekte auf das Privatleben, insbesondere das ständig vorhandene Konfliktpotential mit dem lieben Partner.
Schwanger und selbstständig
Sowohl Julia als auch mein Kind war nicht geplant. Gewünscht, aber nicht erwartet. Insofern waren wir beide ziemlich überrascht, als wir von der Nachricht erfahren haben. Und wir beide erkannten sehr schnell, dass unsere Vision des arbeitsreichen, kreativen und powervollen Arbeitens so nicht hinhaute. Monatelange Übelkeit, schwindende Ressourcen und bei Julia sogar wochenlange Bettruhe brachten uns an unsere Grenzen. Auch an unsere unternehmerischen Grenzen.
Gleiche Produktivität bei schwindender Kraft
Und obwohl wir jeden Tag am Kreieren eines Menschen waren, saß uns trotzdem der Druck im Nacken, auch Business-seitig produktiv sein zu müssen. Denn uns war klar, dass es nicht einfacher werden würde, wenn das Baby erstmal da ist. Rückblickend können wir beide festhalten, dass wir unsere unternehmerischen Ziele in dieser Zeit deutlich verfehlt haben und das aber auch vollkommen okay ist. Unsere Partner waren uns in dieser Zeit eine enorme Stütze. Julias Mann wurde in dieser Zeit zu ihrer Bürofee und auch mein Partner supportete mich, so er nur konnte. Zu den Auswirkungen meiner Schwangerschaft auf unsere Beziehung habe ich mit Moritz ebenfalls ein Gespräch geführt.
Minimales Elterngeld für selbstständige Mütter
Bezahlter Mutterschutz und Elternzeit sind für selbstständige Frauen oftmals ein Fremdwort. Nicht nur, dass der bürokratische Aufwand enorm ist, es fehlt auch an systematischer finanzieller Unterstützung, weil es kein klassisches Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis gibt. Die oftmals nur minimal ausfallende Beihilfe darf dann auch nicht durch zusätzlichen eigenen Verdienst ausgeglichen werden. Sobald ein bestimmter Betrag überschritten wird, muss das Elterngeld zurückgezahlt werden. Dann lassen wir es doch lieber gleich sein?
Der Kampf um die Care-Arbeit
Wenn beide Eltern nach dem Wochenbett wieder arbeiten müssen, stellt sich doch die Frage, wie man das rein organisatorisch am besten bewerkstelligt? Da weder Julia noch ich eine Nanny, dauerhaft verfügbare Oma oder Haushaltshilfe haben, blieb nur die (gerechte) Aufteilung zwischen uns als Eltern übrig. Und hier beginnt direkt das Ringen um Zeit, Ressourcen und eine faire Verteilung. Aber gibt es diese “faire” Verteilung überhaupt? Vor allem, wenn ausgerechnet die Mamas selbstständig sind?
Kinderbetreuung und paralleles Arbeiten? Mission Impossible!
Spoiler-Alarm, es geht so. Mit einem Neugeborenen war es noch möglich auch über den Tag verteilt immer wieder etwas zu schaffen. Schließlich schlafen sie anfangs noch unglaublich viel. Da ist es dann auch zweitrangig, ob sie das in ihrem Bettchen, dem Kinderwagen oder der Trage tun. Immerhin schlafen sie. Was uns die Möglichkeit verschaffte, parallel zur Kinderbetreuung zu arbeiten. Spätestens ab dem Krabbelalter ist das nicht mehr möglich.
Elternschaft vs. Partnerschaft
Mit zunehmenden Babyalter gibt es also entweder die Betreuung des Babys oder aber die Möglichkeit der eigenen Selbstständigkeit nachzukommen. Mal ganz abgesehen vom Haushalt, Meal Prep oder gar ein bisschen Freizeit. Zeit wird zur absoluten Zerreißprobe, weil sie einfach so begrenzt ist. Dieser Fakt führte zwischen Julia und ihrem Partner immer wieder zu Konflikten und auch Streit. Same here, by the way. Beide wollen und müssen ihren Pflichten nachkommen und beide haben individuelle Bedürfnisse. Natürlich führt das zu ganz viel Reibungspotential.
Kommunikation als Rettungsanker
Die einzige Chance, nicht in dauerhaftem Streit zu verharren? Kommunikation. Immer wieder miteinander in Kontakt zu bleiben. Offen und möglichst konstruktiv über die eigenen Gefühle, Wünsche und Erwartungen zu sprechen. Um im besten Fall eine Lösung zu finden, die für alle Parteien angemessen und sogar angenehm erscheint. Für uns beide gab es Phasen in unserer Partnerschaft, in der wir seit der Geburt unserer Kinder nur noch als Eltern-Team funktioniert haben. Das ist natürlich auch schön. Allerdings darf es nicht zur Normalität werden, dass man sich nur noch die Türklinke in die Hand drückt.
Fremdbetreuung reduziert Mental Load
Diese sich abwechselnde Dynamik wird sich erst dann wieder verändern, wenn die Kinder in eine Betreuung gehen. Erst dann wird der Mental Load ein bisschen weniger und die Option auf gemeinsame Zeit oder paralleles Arbeiten wieder möglich. Für manche Kinder bzw. Babys startet die Fremdbetreuung im Alter von 1, bei anderen mit wenigen Monaten und wieder andere Kinder verbringen ihren Tag erst mit 3 oder 4 Jahren woanders. Das ist super individuell und kommt stark auf die Möglichkeiten und Wünsche der Eltern an.
Baby als Beziehungskiller?
Ein Kind ist das vermutlich das einschneidendste und dauerhafteste Ereignis in einer Partnerschaft. Es ist also wenig überraschend, dass sich seither sowohl für meine als auch die Beziehung von Julia und ihrem Mann einiges verändert hat. Man hat weniger Zeit für sich bzw. füreinander, muss 24/7 die Bedürfnisse eines süßen, aber sehr abhängigen Menschleins stillen und ist ressourcentechnisch oftmals im Minus. Logisch macht das etwas mit einer Beziehung. Egal wie harmonisch, leidenschaftlich und abenteuerlich sie zuvor war. Konkrete Tipps für eine starke Partnerschaft im ersten Elternjahr findest du in diesem Beitrag.
Selbstzufriedenheit durch die eigene Selbstständigkeit
Spannenderweise ist es für uns beide aber gerade die Selbstständigkeit, die dazu führt, dass wir uns immer noch bzw. immer mal wieder, nur wie wir fühlen. Nicht wir als Mamas. Sondern wir als Frauen. Als kreative, motivierte und inspirierte Frauen, die ihrer Leidenschaft nachgehen. Julia und ich sind uns einig, dass neben all dem organisatorischen Aufwand und dem damit einhergehenden partnerschaftlichen Konfliktpotential, gerade die Selbstständigkeit dazu führt, dass wir mit uns selbst glücklich sind.
Mom Guilt annehmen und auflösen
Und doch klopft der Mom Guilt, also die Schuldgefühle gegenüber dem Kind, regelmäßig an. Vor allem bei mir. Obwohl wir beide davon überzeugt sind, bessere Mütter zu sein, wenn wir auch in anderen Rollen aufgehen, ist Julia diejenige, die das auch von Anfang an so gefühlt hat. Hier habe ich noch viel Entwicklungspotential, nicht nur zu denken, dass meine Tochter bestens aufgehoben ist, wenn ich nicht da bin und etwas für mich oder unsere Familie tue, sondern das eben auch zu spüren.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit als Must-have
Eines der größten Learnings, welches wir unabhängig voneinander in den letzten Monaten machen durften, ist die Erkenntnis, dass nichts mehr ohne Flexibilität funktioniert. Du kannst planen, klar. Aber das heißt noch lange nicht, dass dein Plan stattfindet. Oftmals muss er angepasst werden. Mitunter sehr spontan. Oder er findet gar nicht statt. Hier braucht es immer wieder Akzeptanz und Anpassungsbereitschaft. Und das bedeutet oftmals am Abend das zu erledigen, was man am Tag nicht geschafft hat. Auch für Moritz und mich wurde das zu unserer neuen, nicht ganz so liebsamen, Routine.
Selbstständigkeit ist kein Hobby
Statt Netflix & Chill am Abend, gab es in unserer beider Partnerschaften immer mehr “working next to each other”. Eine ganz neue Form von Romantik. Unvorhersehbarkeit gehört zum Elternsein eben genauso dazu wie die Notwendigkeit ständig miteinander in Verbindung zu kommen und zu bleiben. Und vermutlich wird dies nochmal wichtiger, wenn man als Eltern kein klassisches Rollenmodell lebt, sondern beide arbeiten bzw. sich um das Kind kümmern. Genauso wie die Erkenntnis, dass Selbstständigkeit kein Hobby ist und Kinderbetreuung keine Freizeit.
Beziehungscoaching als Beziehungsretter
Solltest auch du dich in einer ähnlichen Situation befinden, in der du/dein Partner oder ihr beide selbstständig seid und das immer wieder zu Konflikten führt, holt euch Support. Denn vermutlich liegen euren Differenzen, (dysfunktionale) Strukturen zugrunde, die auch davor schon da waren. Nur kommen sie durch den Schlafmangel, wenig Zeit für sich selbst und Überforderung stärker an die Oberfläche. Lasst das nicht zur Gewohnheit werden. Mit einem kurzen Kennenlern-Call können wir gemeinsam schauen, wie ich euch dabei am besten unterstützen kann.
Love,
Nastasja
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