Eltern sein, Paar bleiben – Wie das erste Jahr als Eltern die Beziehung auf die Probe stellt.
Ein Baby stellt eine Beziehung auf die Probe. Es bereichert sie natürlich auch. Nichts ist schöner als das gemeinsame Kind zum ersten Mal lachen zu hören oder krabbeln zu sehen. Sowohl für die Partner als Individuen als auch für das gemeinsame Paarleben bedeutet das erste Elternjahr aber vor allem eins: Zeitmangel. Es mangelt an Self-Care-Zeit, Quality-Time miteinander und an Schlaf. Die eigenen und gemeinsamen Bedürfnisse rücken für einige Monate stark in den Hintergrund und das Stresslevel ist konstant höher, als man es gewohnt war. Welche Auswirkungen das auf unsere Beziehung hatte und noch immer hat, bespreche ich in dieser Episode mit meinem Partner. Es geht um unsere Streitkultur, Highlights und Lowlights. Wir sprechen über ein anderes Maß an Intimität, Eifersucht und Wünsche für die Zukunft.
Umgang mit stressigen Momenten
Das Babyjahr gleicht manchmal einem einzig langen stressigen Moment. Denn es kommt ein neuer kleiner Mensch in euer Leben, der sehr viele Bedürfnisse hat, die ihr stillen müsst. Eure eigenen Bedürfnisse kommen dabei oftmals zu kurz. Das erhöht euer eigenes Stresslevel immer wieder, sodass das Konfliktpotential steigt. Sind also beide Eltern über-angespannt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man irgendwie und irgendwann aneinander gerät.
Radar für mögliche Eskalation entwickeln
Umso wichtiger war und ist es für uns immer wieder in den persönlichen Check-up zu gehen, was gerade in uns los ist und was wir brauchen, um uns zu ent-stressen. Außerdem haben wir über die vergangenen Jahre ein gutes Radar füreinander entwickelt, das uns anzeigt, wann der jeweils andere gerade am Limit ist. Das muss entsprechend kommuniziert werden, sodass eine Lösung gefunden wird, die den eigenen Zustand oder den des anderen entspannt und verbessert.
Mehr Streit als Eltern
Seitdem wir Eltern sind, haben wir uns definitiv häufiger gestritten als zuvor. Dabei spielt der Faktor Schlaf eine ganz entscheidende Rolle. Müde und kaputt zu sein, bringt uns von Haus aus in einen gereizten und weniger konstruktiven Zustand. Wenn man dann noch darum ringt, wer als Nächstes eine Auszeit bekommt, sind unnötige Vorwürfe nicht mehr weit. Diese Kombination ist dann natürlich sehr gefährlich und hochexplosiv.
Gemeinsame Reflexion für Streitprävention
Obwohl wir uns immer um eine liebevolle Kommunikation bemühen, ist es uns im ersten Elternjahr deutlich schwieriger gefallen, empathisch und wohlwollend miteinander zu interagieren. Allerdings können wir das ganz klar unserem generellen Ressourcenmangel, dem schlechtem Schlaf und der allgemeinen Unterordnung der eigenen Bedürfnisse zu Gunsten unserer Tochter zuordnen. Dennoch haben wir unsere Streitigkeiten jedes Mal reflektiert, uns beieinander entschuldigt und präventiv nach Entlastung bzw. langfristigen Lösungen gesucht.
Glückliches Baby trifft auf vernachlässigte Partner
Für uns lag die größte Herausforderung im Babyjahr darin, uns als Paar nicht zu sehr zu vernachlässigen. Natürlich hatten wir weniger Zeit füreinander. Unser Kind hat sehr viel Raum eingenommen, was wichtig und richtig ist. Da jeder Tag nur 24 Stunden hat, gab es immer wieder Dinge, die zu kurz gekommen sind. Der viel zu wenige Schlaf hat die Grundstimmung zusätzlich beeinflusst. Umso wichtiger wurde es Unterstützung durch unser Umfeld an Board zu holen, damit wir wieder ein bisschen Quality Time verbringen können.
Exklusive Paarzeit einführen
Auf die Frage nach dem schönsten gemeinsamen Moment der letzten 12 Monate haben wir ähnlich reagiert. Unterschiedliche Ereignisse, aber die gleiche Qualität. Exklusive Paarzeit, in der wir uns ungestört nahe sein konnten und uns mal wieder nur wie wir gefühlt haben. Kuscheln im Hotelzimmer oder Karussell fahren auf dem Weihnachtsmarkt. Apropos kuscheln. Natürlich leidet auch die Intimität im ersten Jahr als Eltern.
Intimität zur Priorität machen
Wir haben jedoch von Anfang an stark darauf geachtet, uns nach wie vor zu berühren und uns auch über unser physisches Miteinander Liebe zu schenken. Spätestens, wenn wir uns an einem Tag zum ersten Mal am Nachmittag geküsst haben, war das für uns ein Indiz, dass hier etwas schiefläuft. Da uns beiden diese Nähe immer wichtig war, haben wir es zur Priorität gemacht, das nicht zu „vergessen“.
Zärtlichkeit vor dem Kind zulassen
Berührung und Zärtlichkeit darf und soll bis zu einem gewissen Maß (!) auch vor dem Kind stattfinden. Welches Kind freut sich denn nicht, Mama und Papa glücklich und close miteinander zu sehen? Für den rein sexuellen Part gilt es sehr flexibel, spontan und kreativ zu werden. Unzufriedenheiten in diesem Bereich sind sehr häufig und können durch eine offene und wertschätzende Kommunikation aufgedeckt und bestenfalls gelöst werden.
Eifersucht auf das Verhältnis zum Baby
Obwohl ich in der Schwangerschaft Angst davor hatte, bei meinem Partner an Gewichtung und Bedeutung zu verlieren, hat sich diese Angst absolut nicht bewahrheitet. Eifersucht auf das Verhältnis zwischen unserem Baby und dem jeweils anderen Partner kennen wir nicht wirklich. Lediglich mein Partner muss die ein oder andere Abfuhr unserer Tochter ab und zu handeln. Das macht er übrigens großartig.
Beziehungskrise durch das Elternsein
Das Babyjahr wird werdenden Eltern oftmals als Beziehungskrise vorausgesagt. Abgesehen davon, dass das super demotivierend und unpassend ist, müssen wir dem dennoch teilweise zustimmen. Denn auch wir haben neben den höchsten Höhen, auch unfassbare Downs gehabt. Endlose Müdigkeit, eine kurze Zündschnur und das ständige Ringen darum, wer mehr leistet bzw. mehr Pause braucht. Und trotzdem sind wir nach wie vor glücklich.
Zeit zu zweit mit Unterstützung
Wir sind vor der Schwangerschaft ein richtig gutes Team gewesen und haben durch das Elternjahr vermutlich sogar nochmal ein anderes Level erreicht. Für das kommende Jahr wünschen wir uns als Paar besonders eine Sache: Zeit. Zeit für einander, ungestört und kreativ gestaltet. Denn während Netflix und Chill am Abend auch funktioniert, wenn unser Kind nebenan schläft, braucht es für andere Dates Betreuung und Unterstützung.
Professionelle Hilfe für andauernde Konflikte
Gerade weil wir so ein gutes Team waren und sind, konnten wir die Herausforderungen im berühmt-berüchtigten Babyjahr wirklich gut meistern. Als Beziehungscoach weiß ich jedoch, dass das nicht jedem Paar so ergeht und auch das ist vollkommen okay. Daran lässt sich arbeiten. Individuell und gemeinsam. Denn dauerhafte und wiederkehrende Konflikte belasten nicht nur die Partnerschaft, sondern die ganze Familie. Wenn du dabei Support ersehnst, kannst du dich für einen Kennenlern-Call bei mir melden.
Wir beide wünschen euch ein wunderbares Babyjahr voller magischer erster Male und Hürden, die euch wachsen lassen.
Love,
Nastasja
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