Weshalb deine Bitten einfach nicht erhört werden

Nicht selten sind wir frustriert, wenn unsere Bitten einfach keine Umsetzung finden. Das liegt häufig daran, dass wir gar nicht bitten, sondern fordern. Und Forderungen sind im menschlichen Gehirn nur sehr ungern gesehen. Darauf reagieren wir entweder mit Rebellion oder Unterwerfung. Keines von beiden sind gute Optionen für eine erwachsene Partnerschaft, oder? Genau deshalb müssen wir überprüfen, wann wir fordern, welche Konsequenzen das nach sich zieht und wie es uns gelingt, echt und authentisch zu bitten. Denn Freiwilligkeit ist so viel nachhaltiger als Zwang.

Unterscheide zwischen Bitte und Forderung

Wie nervig fühlt es sich an, wenn der andere wieder mal nicht gemacht hat, worum wir ihn gebeten haben? Wie schmerzhaft kann es sein, wenn der andere uns ablehnt, obwohl wir unsere Bitte doch so lieb formuliert haben? Logisch, dass uns dann auch mal der Kragen platzt, oder? Verständlich, ja, zielführend ist es nicht. Das liegt nämlich daran, dass wir häufig nicht zwischen einer Bitte und einer Forderung unterscheiden.

Übst du Zwang auf deinen Partner aus?

Bitten werden dann als Forderungen aufgefasst, wenn der andere davon ausgeht, dass er beschuldigt oder bestraft wird, wenn er nicht zustimmt bzw. der Bitte nachkommt. Wenn jemand eine Forderung sieht, die von dir ausgeht, sieht er nur zwei Möglichkeiten darauf zu reagieren, entweder mit Rebellion oder Unterwerfung. Beides fühlt sich für den Betroffenen aber nicht gut an. Zudem wird die bittende Person als jemand wahrgenommen, der Zwang ausübt.

Schuldgefühle und Druck aus der Vergangenheit

Vor allem in Beziehungen erlebe ich es recht häufig, dass vor allem Frauen als der Part wahrgenommen werden, der Druck und Zwang ausübt, selbst wenn die Bitte tatsächlich nur eine Bitte ist. Das Ergebnis resultiert dann darin, dass die Bereitschaft des Zuhörers, einfühlsam auf die Bitte einzugehen, nachlässt oder kaum vorhanden ist. Je mehr wir in der Vergangenheit anderen Vorwürfe gemacht, sie verdächtigt, bestraft oder ihnen Schuldgefühle gemacht haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Bitten jetzt als Forderungen aufgenommen werden.

Hattest du als Kind eine Wahl?

Einfach, weil sie nicht so auf unsere “Bitten” reagiert haben, wie wir uns das gewünscht haben. Hat dein Partner in seiner Kindheit erlebt, dass er niemals um etwas gebeten worden, sondern keine Wahl hatte, könnte es ihn im heute extrem triggern, erneut in solche Situationen zu geraten. Unabhängig davon, ob deine Bitte eine verschleierte Forderung oder in der Tat eine Bitte ist. Im Hier und Jetzt bezahlen wir also durchaus dafür, wenn sich andere, solcher Forderungstaktiken bedient haben, die bis heute auf unseren Partner bzw. unsere Partnerin auswirken.

Vermeide Erziehung in deiner Partnerschaft

Je massiver und intensiver Schuldgefühle, Strafen, Vorwürfe oder Druck im bisherigen Leben ausgeübt wurde, wenn dieser Mensch nicht getan hat, was man von ihm wollte, desto wahrscheinlicher wird diese Last in weitere Beziehungen hineingetragen. Dann wird jede Bitte als Forderung aufgenommen. Wie findest du aber für dich und dein Gegenüber heraus, ob eine Bitte eine Bitte, oder eine Forderung ist?

Wie reagierst du auf Ablehnung?

Indem du dich beobachtest, wie du dich verhältst, wenn deine Bitte nicht erfüllt wird, d.h. wenn du die andere Person kritisierst oder verurteilst, sofern sie nicht macht, was du möchtest, handelt es sich um eine Forderung. Stell dir vor, du sehnst dich nach einem schönen Abend zu zweit und fragst deine(n) Liebste(n) nach ein bisschen Zweisamkeit. Bitte oder Forderung? Das wissen wir nicht, solange wir nicht wissen, wie du regieren würdest, wenn dein Partner nicht einwilligt.

Schuldzuweisungen schließen auf Forderungen

Lehnt er/sie liebevoll ab, weil ganz dringend Alleinzeit benötigt wird, du aber mit einem “Na gut, dann halt nicht. War ja wieder klar, dass deine Bedürfnisse wichtiger als meine sind”, weißt du, dass du forderst und nicht bittest. Auf eine Bitte folgen keine Schuldgefühle, bei einer Forderung schon. Je öfter wir Nichtzustimmung als persönliche Ablehnung interpretieren, desto häufiger werden unsere Bitten in Zukunft als Forderungen wahrgenommen. Das führt zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Umso mehr ein Mensch fordert, desto stärker meiden wir seine Nähe.

Achte die Bedürfnisse des anderen

Eine echte Bitte besteht dann, wenn ich anschließend einfühlsam auf die Bedürfnisse des anderen reagieren kann, selbst wenn er/sie meiner Bitte nicht nachkommen kann oder will. Das heißt aber nicht, dass ich mein Anliegen aufgebe, wenn jemand meine Bitte (erstmal) ablehnt. Ich starte aber eben erst dann einen Überzeugungsversuch, wenn ich einfühlsam auf die Gründe reagiert habe, die den anderen von einem “Ja” abhalten.

Neues Vertrauen durch freiwilliges Zustimmen

Machen wir es stereotypisch – sie fordert, er rebelliert. Vielleicht auch, weil es in der Vergangenheit tatsächlich so war. Sie hat das erkannt und arbeitet daran, zu bitten anstatt zu fordern. Da er dieses Szenario aber so häufig erlebt hat, kann sie sich sonst wie abrackern, wenn er nicht bereit ist diese alten Überzeugungen aufzugeben und ihr neues Vertrauen zu schenken. Vertrauen darin, dass ihre Bitte wirklich eine Bitte ist. Sie kann ihm wiederum dabei helfen, ihrer Bitte zu vertrauen, indem sie nur dann seine Zustimmung möchte, wenn er sie wirklich freiwillig gibt.

Mache dir das Ziel deiner Bitte bewusst

Echte Bitten auszudrücken, braucht Bewusstheit über das Ziel. Diese Art und Weise des Interagierens und Kommunizierens sind ein Bestandteil der gewaltfreien Kommunikation. Wie das Wort gewaltfrei schon sagt, ist das Ziel eben nicht andere Leute und ihr Verhalten zu ändern oder unseren Willen durchzusetzen, auch wenn das sehr befriedigend sein kann. Die GfK ist aber ein Prozess, der zwar möchte, dass sich andere in gewisser Weise ändern und aufeinander reagieren, aber nur, wenn sie es freiwillig tun. Denn das Ziel der GfK ist es, Beziehungen aufzubauen. Und zwar solche, die auf Offenheit und Mitgefühl basieren.

Suche deine Gedanken nach Forderungen ab

Um für uns selbst abchecken zu können, ob wir bitten oder fordern, ist es super hilfreich, die eigenen Gedanken zu reflektieren. Wir wollen sie um etwas bitten, denken aber “das sollte sie ja auch so tun” oder “er müsste das eigentlich erledigen”, “ich verdiene das”, “es ist mein Recht so behandelt zu werden” etc. Mit diesem inner Talk kannst du dir sicher sein, dass du nicht bittest, sondern forderst.

Zwang ist keine Grundlage für eine gesunde Beziehung

Und yes, das macht nicht immer Spaß. Aber Zwang und Angst kann niemals die Grundlage für eine gesunde und erwachsene Partnerschaft sein. Wenn ich meinen Freund, meine Frau oder meinen Liebhaber, whatever, um etwas bitte, kann ich nicht als einzige Option erwarten, dass das sofort stillschweigend umgesetzt wird. Das wäre schön, gebe ich zu, aber so funktionieren Beziehungen nicht.

Bedürfnisse sind individuell und nicht deckungsgleich

Denn in einer Partnerschaft sind wir ja zumindest zwei Personen. Polyamorie oder Polygamie mal ausgenommen. Das heißt zwei Menschen, zwei Individuen mit verschiedenem Mindset und Bedürfnissen leben miteinander, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass täglich alle Wünsche und Vorstellungen total deckungsgleich sind, schon eher bei 0 % liegen. Schaffen wir es aber aufeinander einzugehen, den anderen in seiner Ehrlichkeit zu schätzen und dessen Bedürfnisse zu achten, finden wir auch viel schneller eine Lösung, damit auch unsere Bitte erfüllt wird.

Ehrliches Verständnis lässt sich nicht faken

Auch wir kommen einer Bitte viel lieber und eher nach, wenn wir fühlen, dass wir eine Wahl haben. Und uns verstanden fühlen, wenn wir die Gründe für unser (erstmaliges) Ablehnen teilen. Dabei lässt sich Verständnis aber nicht faken. Dem anderen vorzugaukeln, er könne auch ablehnen, obwohl er nicht kann, macht sich auch bemerkbar, ohne dass du etwas sagen musst, wenn du doch ein “Nein” bekommst. Manipulation hat nichts mit Interaktion zu tun.

Entwaffnende Ehrlichkeit als Gamechanger

Binde deine(n) Partner(in) in deinen eigenen Prozess mit ein. Mach sichtbar, was du bei dir beobachtest. “Ich will dich bitten und nicht fordern, aber ich merke durch deine Ablehnung, dass mich das wütend macht und ich das jetzt auch am liebsten bei dir rauslassen will, auch wenn ich weiß, dass das nicht okay ist”. Entwaffnende Ehrlichkeit ist ein gigantischer Gamechanger in Partnerschaften. Am Anfang sind diese Schritte vielleicht erstmal unangenehm, weil unbekannt. Aber sie führen deine Beziehung in mehr Tiefe, Verbundenheit und gleichzeitig zu mehr Freiheit. Und genau das wünschen sich doch die meisten Menschen für ihre Beziehung.

Next Level Beziehungscoaching

Wenn du nun richtig Bock hast, deine eigene Kommunikation samt dahinterliegender Motive und Erwartungen unter die Lupe zu nehmen, empfehle ich dir das Beziehungscoaching mit mir als dein Sparringpartner. Dabei kannst du nicht nur deine Partnerschaft auf eine neue Ebene bringen, sondern auch die Beziehung zu dir selbst beflügeln. Buche dir einen kostenfreien Clarity-Call und wir grasen gemeinsam ab, ob und wie wir zusammen arbeiten wollen.

Love,
Nastasja

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