Entdecke deinen Streittyp und nutze ihn zur Konfliktlösung
Wenn wir mit unseren Liebsten streiten oder in einem Konflikt verwickelt sind, ist es häufig nicht der erwachsene Anteil in uns, der das “Streit-Zepter” in die Hand nimmt. Stattdessen kommt unser trauriges, verletztes, inneres Kind zum Vorschein. Dieses traurige kleine Mini-You setzt alles daran, sich nicht immer wieder so beschissen zu fühlen. Deshalb nutzt es Strategien, die es entweder davor schützt, an Bindung einzubüßen oder Autonomie zu verlieren. Werden wir uns diesen Schutzstrategien bewusst, können wir sie mit unseren Liebsten teilen. Diese transparente Kommunikation kann wiederum zum größten Gamechanger für eine glückliche Partnerschaft werden.
Wie streitet dein inneres Kind?
Kinder streiten und vertragen sich unmittelbar wieder miteinander. Warum geht das bei Kindern, aber nicht bei Erwachsenen? Vielleicht, weil ihnen Glück wichtiger ist als Stolz. Dieser Beitrag handelt zwar nicht von potenziellem oder realem Nachwuchs, trotzdem geht es um Kinder. Nämlich um unsere inneren Kinder und darum, wie sie streiten. Dadurch können wir nicht nur die Art, wie wir miteinander streiten, verändern, sondern auch, warum es überhaupt dazu kommt. Das “Wie” und das “Warum” zu erkunden, ermöglicht es uns, uns von altem hinderlichen Verhalten zu lösen und einen neuen Umgang zu etablieren.
Konflikte wirken bedrohlich
Beziehungen finden immer in einem Spannungsfeld aus Bindung und Autonomie statt. Wir balancieren tagtäglich zwischen diesen beiden Polen hin und her. Wenn wir in Konflikte reinschlittern oder sie initiieren, kann das sehr bedrohlich auf uns wirken. Zudem vernebeln uns Konfliktsituationen leider viel zu häufig den Verstand. Dann greifen wir auf frühere Erfahrungen zurück, die uns in solchen Situationen Schutz geboten haben. Wir greifen auf sogenannte Schutzstrategien zurück.
Das verletzte innere Kind will sich schützen
Schmerzlich erlebte Erfahrungen aus unserer Vergangenheit speichern wir in unserem inneren Kind ab. In unserem Schattenkind, dem bedürftigen oder verletzten inneren Kind. Mein trauriges Mini-Me, ebenso wie deines, will diese blöden Gefühle, Emotionen und Gedanken nicht immer wieder erneut durchleben. Deshalb hat es irgendwann begonnen, sie zu verdrängen und mithilfe der Schutzstrategien nicht erneut in diese Situationen zu geraten. Das heißt, wir kultivieren diese Strategien schon seit vielen Jahren.
Zwischen Bindung und Autonomie
Wenn wir die ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ablehnen, wird das auch immer so bleiben. In uns lebt ein kleines verletztes Mini-Me, immer wieder in der ständigen Furcht, diese Verletzungen erneut zu spüren. Da wir in jeder Beziehung, mal mehr, mal weniger, das Bedürfnis nach Bindung, Liebe, Zuneigung und Nähe und auf der anderen Seite nach Autonomie, Freiheit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit haben, füllt sich unser inneres loney Child bedroht, wenn es darum bangen muss, eines dieser Bedürfnisse nicht erfüllt zu bekommen.
Konflikte meiden, um Nähe zu bekommen
Sehnt sich unser inneres Kind nach Bindung, aber in einem Streit mit unserem Partner droht das Auseinanderdriften, setzt es alles daran, das Bedürfnis nach Bindung doch noch erfüllt zu bekommen. Mögliche Schutzstrategien, um das Konfliktpotential kleinzuhalten, sehen wie folgt aus:
• der Partner wird idealisiert
• die eigenen Gefühle werden unterdrückt
• Harmonie muss krampfhaft aufrechterhalten werden
• Perfektionismus wird angestrebt, um keine Angriffsfläche zu bieten
• Helfen, um sich gebraucht zu fühlen (Helfersyndrom)
• es wird gejammert und geklammert
• Drama wird erzeugt, um Aufmerksamkeit zu bekommen
Liebe brave Kinder widersprechen nicht
Du hast dich an der ein oder anderen Stelle wiedererkannt? Gut so! Genau darum geht es. Diese bindungsorientierten Schutzstrategien werden häufiger von Frauen angewendet. Das hat natürlich auch einen dicken, fetten gesellschaftlichen Hintergrund. Schließlich wurden Mädchen über Jahrhunderte hinweg dazu erzogen, lieb und brav zu sein und keine Widerworte zu leisten. Was nicht heißt, dass nicht auch Frauen, genau wie Männer auch immer wider das totale Bedürfnis nach Autonomie und ein “ich brauche Freiraum” verspüren.
Tausche Vereinnahmung gegen Distanz
Wenn wir Autonomie wollen, wollen wir uns auch vor Angriffen auf die eigene Person schützen. Verletzte innere Kinder, die vor allem in diesem Pol unterwegs sind, tendieren, zu durchlässigen Grenzen und mussten früh den Erwartungen ihrer Mitmenschen nachkommen. Unser inneres Kind setzt dieses Bedürfnis nach Autonomie durch folgende Strategien durch:
• Misstrauen und Abwertung, um kritische Distanz zu anderen zu halten
• Flucht und Vermeidung, wenn zu hohe Erwartungen verspürt werden
• Attacke als Antwort auf eine persönliche Grenzüberschreitung
• passiv-aggressives Mauern
• Rationalisieren mit dem Fokus auf den Verstand & dem Ablehnen eigener Gefühle
Erkenne dich in deinen Schutzstrategien
All diese benannten Strategien sind nur einige von vielen. Aber die gängigsten. Spätestens jetzt ist es an der Zeit dir zu notieren, in welchen Strategien du dich wiederfindest. Welche Bindungs- und/oder Autonomiebestreben Schutzstrategien nutzt dein trauriges Mini-You? Damals und noch heute? Nur weil wir erwachsen sind, heißt das nicht, dass wir uns entsprechend verhalten. Kommt unser genervtes, trauriges oder wütendes inneres Kind in uns zum Vorschein, kann das gerade in einer Liebesbeziehung zu ganz viel Kummer, Zerstörung und Frustration führen.
Teile dich deinem Partner mit
Lernst du deine Strategien kennen, kannst du auch erkennen, welches Bedürfnis du gerade hast. Bindung oder Autonomie? Diese Aha-Momente kannst und solltest du unbedingt mit deinem Partner oder deiner Partnerin teilen. Da braucht es noch gar nicht die große Ursachenforschung. Langfristig schon, aber nicht für den Moment. Es reicht erstmal aus, zu sagen: “Du, ich bemerke gerade, dass ich mich zurückziehe und nicht weiter reden will. Ich möchte mich gerade in meinen Safe Space zurückziehen, um mich sicher zu fühlen”.
Gib dem anderen die Chance dich zu verstehen
In diesem Szenario wählst du einen Mix aus Flucht und Gesprächsverweigerung und bist klar im Pol der Autonomie unterwegs. Was macht das mit deinem Partner? Er oder sie weiß nun, dass du dir über deine Strategien bewusst bist, sie benennst und dein Gegenüber wissen lässt, was du gerade brauchst. Vielleicht auch deshalb brauchst, um anschließend wieder auf erwachsener Ebene, wenn ein bisschen Luft an die Sache gekommen ist, darüber reden zu können.
Warum reagierst du, wie du reagierst?
Eine Etage tiefer zu gehen ist dann schon wieder etwas tricky, denn dann musst du schauen, weshalb du dich in deiner Freiheit eingeengt fühlst, vor allem dann, wenn du objektiv feststellen kannst, dass es gar keinen echten Angriff auf dich gab, sondern “nur” einen gefühlten. Für den Moment reicht es voll und ganz, wenn du deinen Streittypen kennenlernst, samt seiner verschiedenen Facetten. Zur Beruhigung, ich decke auch verschiedene Strategien in beiden Polen ab. Nicht, dass du denkst, du seist ein besonders schwerer Fall. Dem ist nicht so.
Baue Reflexion in deinen Alltag ein
Ab sofort heißt es trainieren, dranbleiben und reflektieren. Wie immer, am besten schriftlich. Sowohl in Konflikten mit deinem Schnuckel als auch in Bezug auf innerlich ablaufende Konflikte, darfst du nun täglich bemerken, was da gerade passiert. Kritzele es auf einen Zettel oder in deine App, wenn du dein Notizbuch gerade nicht bei dir hast. Und na klar ist es auch besser es zumindest im Gedankengang zu bemerken, als es gar nicht zu tun. Gedanken sind jedoch nicht nur fix, sondern auch sehr fix weg, sodass die Reflexion dann eher schwerfällt.
Beziehungscoaching für mehr Klarheit
Wenn du das näher unter die Lupe nehmen und verstehen willst, warum du welche Strategien nutzt, in einem Pol mehr vertreten bist UND wie die Streittypen von dir und deinem Partner zueinander passen, empfehle ich dir in’s Beziehungscoaching zu mir zu kommen. In einem kostenfreien viertelstündigen Clarity -Call quatschen wir erstmal telefonisch, um abgrasen zu können, welches Thema im Vordergrund steht. Entscheiden wir uns beide für eine Zusammenarbeit gehts dann in den Deep-Dive, in dem wir diese Themen individuell beleuchten. Die Zusammenarbeit findet online statt, also zeitlich und örtlich total flexibel.
Kommunikation als Schlüssel zum Liebesglück
For now, wünsche ich dir jede Menge Tatendrang und Entdeckergeist, um dein kleines verletztes Mini-Me in seinen Schutzstrategien zu erkennen. Und dann natürlich auch jede Menge Offenheit und Vertrauen, diese Erkenntnisse mit deinem Partner/in zu teilen. Auch und vor allem in Konfliktsituationen. Denn wenn du transparent machst, was gerade in dir vorgeht und was du brauchst, ermöglichst du überhaupt erst deinem Partner darauf einzugehen. Ganz viel Freude beim Umsetzen!
Love,
Nastasja
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