Mehr Alleinzeit für eine glücklichere Beziehung 

In Partnerschaften sind wir mit anderen “zusammen”, was schon irgendwie das Alleinsein ausschließt. Pustekuchen! Genau das brauchen wir in einer gesunden Beziehung nämlich immer wieder, um sie in Balance, Leichtigkeit und Leidenschaft halten zu können. Es braucht Raum für bewusstes, mit sich selbst sein, damit wir uns mit unseren Bedürfnissen und Sehnsüchten auseinandersetzen können. Ohne Medien, ohne Ablenkung. Das hilft nicht nur dabei, das eigene Selbstvertrauen zu stärken, sondern sich über die jeweils gewonnenen Erkenntnisse miteinander auszutauschen. Alleinsein ist also nicht nur für dich, sondern auch für deine Beziehung.

Zeit für Rückzug und innere Einkehr

Wenn wir in einer Partnerschaft sind, sind wir mit einer Person zusammen. Zumindest drücken wir das so aus. Zusammen erzeugt dabei ein richtig schön wohliges Gefühl von Verbundenheit, Gemeinschaft, Familie und Nähe. Da grätsche ich jetzt einmal volle Kanne rein, indem ich dafür eine Lanze breche, nicht zu stark in dieses enge Miteinander zu gehen. Du kannst dich zu jeder Sekunde eng verbunden mit einem anderen Menschen fühlen, aber es braucht immer wieder Rückzug und Alleinzeit für dich selbst.

Team Bindung oder Team Autonomie?

Wie stark du das Bedürfnis nach zusammen sein verspürst, hängt auch davon ab, welcher Beziehungstyp du bist und wie stark dein Bedürfnis nach Bindung oder aber Autonomie ist. Jeder Mensch erarbeitet sich seine Strategien, um im Leben und auch in Partnerschaften auf die eigene bestmögliche Weise zurechtzukommen. Je nachdem, was du in deiner Kindheit erfahren hast, wirst du tendenziell mehr danach trachten deine Bindungen aufrechtzuerhalten oder dir deine Autonomie zu gewährleisten.

Kenne deine Schutzstrategien

Für die Bindungsliebhaber ist die Vorstellung des miteinander Verschmelzens mitunter eine unglaublich Schöne. Denn sie verspricht Sicherheit, Geborgenheit, Schutz, Zugehörigkeit und ganz viel Nähe. Für manch andere ist bereits die Vorstellung dieses Übermaß der blanke Horror. Aber unabhängig davon, ob du eher Team Bindung oder Team Autonomie bist, schleicht sich bei vielen Paaren der Automatismus ein, alles zusammen zu machen, ständig beieinander zu sein und keinen bewussten Raum für das Alleinsein zu kreieren.

Getrennte Zeit ist nicht automatisch Alleinzeit

Aber auch die Paare, die nicht ständig zusammen sind, kreieren nicht automatisch Zeit für sich selbst. Sie treffen sich dann mit Freunden, Kollegen, gehen ihren Hobbys nach und nehmen sonstige Aufwände auf sich, um nicht mit sich allein zu sein. Per se sind diese Dinge natürlich nicht schlecht, aber sie bieten keinen Raum, der nur dir gehört. Und auch allein zu Hause auf der Couch zu Netflixen ist keine wirklich bewusste Zeit für dich allein.

Gehst du der Stille aus dem Weg?

Bei vielen Menschen bricht regelrechte Panik aus, wenn sie wirklich allein sind. Sie haben sich daran gewöhnt, der Stille aus dem Weg zu gehen, um sich nicht mit sich selbst zu konfrontieren. Und wie im Netflix Beispiel, übernehmen selbst dann, wenn man mal allein ist, die Medien die Aufgabe, die Ruhe zu stören. Warum ist das so? Logo, die Stille konfrontiert uns mit uns selbst. Vermutlich ist sie genau deshalb nicht gerade unser happy place.

Angst vor der Konfrontation mit sich selbst

Was wir dabei vergessen ist aber, dass Stille und Rückzug dazu führen, dass wir uns mit uns selbst verbinden können. Nirgendwo anders spüren wir unsere Individualität mehr als, wenn wir nur mit uns sind. Im letzten Beitrag, habe ich über die Gründe gesprochen, weshalb so viele Beziehungen scheitern. Dabei ging es ganz stark um das Erspüren der eigenen Bedürfnisse. Ohne Ruhe und Rückzug ist dieses Erspüren gar nicht möglich.

Lausche deinen Gefühlen und Bedürfnissen

Wir brauchen diese Zeit für uns also, um überhaupt abchecken zu können, was da gerade in uns los ist. Was wünsche ich mir? Wie geht es mir? Was brauche ich? Was macht mich gerade traurig? Fragen über Fragen, die in der Gemeinschaft wesentlich schwieriger zu beleuchten sind. Zumal auch das Gefühl des Vermissens und der Sehnsucht nach dem bzw. der anderen eher entstehen kann, wenn man nach der jeweiligen Alleinzeit wieder zusammenkommt und sich austauscht.

Gemeinsam einsam?

Alleinsein sollte dabei nicht mit Einsamkeit verwechselt werden, denn sich einsam in einer Partnerschaft zu fühlen ist wiederum keine Empfehlung meinerseits. Solltest du dich in deiner Beziehung einsam fühlen, kann das mehrere Ursachen haben. Meist ist es leichter unseren Partner oder unsere Partnerin für unsere einsamen Gefühle verantwortlich zu machen, in der Regel sind wir aber selbst die Macher dieser Einsamkeit, denn sie liegt meist in der betroffenen Person und wird nicht durch schäbiges Verhalten des anderen erzeugt. Was nicht heißt, dass dieser das nicht auslösen kann, aber Achtung – Auslöser und Ursache ist nicht das Gleiche.

Egal, was du tust, tue es achtsam

Wie du deine bewusste Zeit mit dir allein gestaltest, hängt mal wieder ganz stark davon ab, was du feierst. Grundsätzlich solltest du diese Zeit vor allem achtsam gestalten. Das heißt, ganz unabhängig davon, was du tust oder eben nicht tust, solltest du bewusst im Hier und Jetzt am Start sein. Du kannst achtsam spazieren gehen, meditieren, Yoga machen, kochen, dich im Bett rumkullern, ein Bad nehmen, lesen.

Weniger Aktivität in deiner Alleinzeit

Klaro kannst du auch Wege allein erledigen. Wichtig ist dabei aber, dass das nicht nur ein weiteres To-do auf deiner Liste ist, dass du mal eben schnell erledigst, sondern dass du es präsent und achtsam machst. Genau deshalb rate ich eher davon ab, die Alleinzeit mit zu viel Aktivität zu füllen, weil es einfach viel schwerer ist sich bewusst auf sich selbst zu besinnen, wenn im außen so viel los ist. Ganz bewusst, allein, alle viere von sich zu strecken, ist für die meisten Menschen heute kaum noch aushaltbar. Genau darin liegen aber so viele Schätze und Möglichkeiten zur Bewusstwerdung.

Schau dir deine innere Welt bereitwillig an

Vermutlich umgehen wir diese Zeit deshalb so gerne. Mach dir aber auch klar, dass alles, was in der Zeit an die Oberfläche kommt, sowieso schon in deinem System steckt. Du holst es nur schneller nach oben und kannst dann damit umgehen. Stell dir vor, du machst dir einen leckeren Kaffee oder Tee, setzt dich auf die Couch, legst die Beine hoch und lässt die Gedanken schweifen. In dir wird ein Gefühl von Traurigkeit präsent. Du sehnst dich nach etwas. Vielleicht nach dem Gefühl von Beachtung und Wertschätzung. Mit dieser Beobachtung kannst du nun weiter arbeiten. Für dich, aber auch mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin.

Zeit allein investiert in dein Selbstvertrauen

You see, bewusstes allein sein, hilft uns dabei uns mit uns selbst zu connecten und bereits vorhandene Dinge in Speed Geschwindigkeit sichtbar zu machen. Ist doch mega geil! Zudem stärkt die Zeit, die wir uns bewusst für uns nehmen auch das Gefühl von: “Ich komme auch alleine klar”. Das zahlt auf unsere Selbstsicherheit, unser Selbstvertrauen und -bewusstsein ein. Was wiederum wichtig ist, um nicht in eine mentale Abhängigkeit zu rutschen, die einem vorgaukelt, man könne ohne die andere Person gar nicht.

Unterscheide zwischen Selbstfürsorge und Ablehnung

Mit diesem Wissen, können auch wir viel entspannter darauf reagieren, wenn sich unser Bubu Zeit für sich nehmen will. Denn das hat viel weniger damit zu tun, dass er keinen Bock auf dich hat, sondern in Selbstfürsorge investiert. Dabei müssen unsere “Alleinausflüge” keine tausend Stunden dauern. Manchmal reichen zehn bewusste Minuten in Stille, abgegrenzt und nur für dich, um dich wieder mit dir selbst zu verbinden, mit dir zu verschmelzen und nicht mit jemand anderen.

Mach doch mal, was du willst

Außerdem kannst du in der Zeit, mit dir allein, machen, was du willst. Natürlich in einem Rahmen, der für euch beide passt. Keine Kompromisse! Klar sind diese sonst wichtig, damit wir harmonisch zusammenleben können. Aber in der Alleinzeit können wir richtig laut und schrill singen, nach Lust und Laune rülpsen, genau die Musik hören, die der andere eben nicht so feiert etc. Und was machst du so am liebsten, wenn du allein bist? Lass es mich wissen. Weck deinen Erforschergeist auf und trau dich, dich nur mit dir selbst zurückzuziehen. Das kann nämlich auch richtig exciting sein.

Love,
Nastasja

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