Partner an Beziehung mitarbeiten
Partner an Beziehung mitarbeiten

Weniger streiten? Gutes Ziel, schlechte Lösung.

Wann immer Paare feststellen, dass sie sich häufiger streiten als sie es für angemessen halten, liegt die Frage nahe, wie sie das wieder verändern können. Weniger streiten zu wollen ist in den meisten Fällen ein gutes und legitimes Ziel. Eine Lösung jedoch nicht, denn es gibt Gründe, warum Streitigkeiten immer wieder anstehen. Das können externe Faktoren wie wenig Schlaf, Hunger, Stress im Job oder Belastung durch andere Konflikte sein. Aber auch Trigger wie dysfunktionale Glaubenssätze und Verstrickungen spielen eine große Rolle. Weniger streiten zu wollen, mündet dann häufig in Vermeidungsstrategien und konfliktscheuem Verhalten. Das wiederum führt zu wesentlich größeren Problemen als der Streit selbst. Mit ein paar essenziellen Rahmenbedingungen kann weniger Streit zur garantierten Konsequenz werden. Und diese gilt es unter die Lupe zu nehmen.

Konfliktscheues Verhalten unterdrückt Streitigkeiten

Der Titel der Podcastfolge verrät es ja schon. Weniger zu streiten, kann ein gutes Ziel sein. Ich sage bewusst kann, weil es auch hier schon sehr individuell wird. Wenn ich vor mir ein Paar sitzen habe, dass jeden Tag mehrfach streitet, kann ich das Ziel, weniger zu streiten, besten Gewissens unterstützen. Handelt es sich aber um ein Paar, dass so gut wie nie streitet und ganz viel Wert darauf legt, das von sich behaupten zu können, sieht die Lage schon wieder ganz anders aus. Dahinter könnte sich nämlich ein konfliktscheues Verhalten verstecken, das mindestens genauso destruktiv ist, wie sich permanent zu streiten.

Streit zu vermeiden geht nach hinten los

Bleiben wir aber mal bei einem “durchschnittlichen” Paar, dass sich ab und an streitet und in letzter Zeit festgestellt hat, dass sich die Konflikte und Streitereien zwischen ihnen häufen. Sie wollen weniger streiten, was erstmal total Sinn macht. Weniger zu streiten, kann ein super Ergebnis sein. Aber einen Streit zu beenden, schlimmstenfalls zu unterbinden oder ihm aus dem Weg zu gehen, ergo weniger zu streiten führt aber nicht zu diesem gewünschten Ergebnis. Rein faktisch vielleicht schon, wenn man sich vorstellt, man würde eine monatliche Strichliste führen. Die Frage ist aber, was anstelle dieses vermiedenen bzw. unterdrückten Streits tritt.

Harmoniebedürftig und Gefühle unterdrücken

Mal angenommen ich wäre ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und habe ein bewusst oder unbewusst hohes Bedürfnis nach Bindung gegenüber meinem Partner. Sobald ich Streitluft schnuppere, setze ich alles daran, damit sich diese Luft nicht ausbreitet. Ich unterdrücke unangenehme Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Angst, schlucke also runter und rede mir ein, die Situation oder das Verhalten meines Partners würde mich gar nicht so stören. Mit der Gewissheit, dass eine leise Stimme, ein diffuses Gefühl mir auf verschiedene Weise das Gegenteil signalisiert.

Nonverbale Kommunikation verrät deine wahren Gefühle

Aber des Schein-Friedens willens stelle ich mich zurück und tue so als wäre alles okay. Diese leise Stimme, das diffuse Gefühl strahle ich trotzdem aus. Denn Kommunikation ist nur zu einem verschwindend geringen Anteil verbal. Der überwiegende Teil findet über Gesten, Körpersprache, Mimik und andere Vibes statt, die ganz viel Interpretationsspielraum bieten. Das heißt, auch wenn du dir nicht eingestehen willst, dass dich etwas nervt, wird dein Partner es dennoch spüren. In dieser Dynamik streitest du an der Oberfläche zwar weniger, aber für welchen Preis tust du das?

Selbstverleugnung statt Selbstbewusstsein

Den Menschen, den du dabei hinten anstellst, dieser Mensch bist du selbst. Du selbst hältst dir in diesen Momenten nicht die Treue. Du schluckst lieber runter und verleugnest deine Gefühle als dir zuzuhören und dich mitzuteilen. Ganz davon abgesehen spürt dein Partner oder deine Partnerin trotzdem, dass etwas nicht stimmt. Und ist vielleicht noch genervter davon, dass du nicht mit der Sprache herausrückst.

Gesprächsverweigerung, Flucht und Mauern

Wir tauschen mal die Rolle und schlüpfen in unser Gegenüber. Auch dieser Mensch, vielleicht dein Ehemann, ist von eurem Streitverhalten genervt. Aber anstatt auf “Good Vibes” zu machen, zieht er sich zurück. Denn es geht ihm nicht primär um Bindung, sondern um Raum und die Wahrung seiner Autonomie. Vielleicht mauert er und unterbindet so den Streit: “Hör jetzt bitte auf, dafür hab ich keine Nerven”. Oder er flüchtet aus der Situation und verlässt mitten im Gespräch den Raum.

Konfliktvermeidung verhindert Nähe und Intimität

Auch das geht natürlich auf Kosten eurer Partnerschaft. Denn du bist von diesem Verhalten sicherlich enttäuscht, bzw. kann sich so keine Nähe zwischen euch aufbauen. Im Gegenteil. Ihr entfernt euch voneinander, weil sich mindestens eine Partei entfernt. Und im Worstcase ziehst du nach und schaltest ebenfalls auf Rückzug um. Einen Streit habt ihr dadurch vermieden, das stimmt. Aber die Konsequenzen dieses Verhaltens sind vermutlich sogar noch krasser, vor allem aber nachhaltiger und damit viel schwerer aufzulösen.

Was motiviert euch dazu, weniger zu streiten?

Die Frage ist natürlich auch, warum ihr euch weniger streiten wollt? Und wer von euch beiden diesen Impuls gesetzt hat? Vielleicht möchtest du weniger streiten, weil du Streit per se als etwas Gefährliches empfindest und bisher so erlebt hast? Oder du hast ein Ideal im Kopf von wegen: “Es schickt sich nicht zu streiten.” oder “Wer streitet, der ist unglücklich”. Hinter den meisten Streitigkeiten steckt eine tieferliegende Ursache oder ein verfestigtes Muster, das immer wieder reaktiviert wird.

Streiten in der Endlosschleife

Insofern die Ursache nicht erkannt und aufgedeckt wird, werdet ihr immer wieder, wenn auch in abgewandelter Form, über die gleichen Dinge streiten. Es ist also super smart, das eigene Streitverhalten unter die Lupe zu nehmen. Zum Konflikt- bzw. Streitverhalten eines Paares gehören vielfältige Faktoren. Manche davon bezeichne ich als externe Faktoren. Dazu gehören auch unbefriedigte Grundbedürfnisse. Denk mal an die Bedürfnispyramide nach Maslow.

Explosive Stimmung durch unbefriedigte Grundbedürfnisse

Wer den ganzen Tag nichts gegessen hat, kaum schlafen konnte und gedanklich um finanzielle Sorgen kreist, ist schon von Grund auf in einer vulnerablen Gesamtsituation. Aber auch andere Ansprüche von außen wie Kinder oder eine hohe Belastung im Job zehren an den eigenen Kräften und führen zu einer gestressten und von Grund auf angespannten Version deiner selbst. Hinzukommen vielleicht noch andere familiäre Konflikte und eine lange To-do-Liste für den Haushalt.

Kinder belasten eine Partnerschaft

Vielleicht ecke ich mit diesem Thema an, aber ja, Kinder belasten eine Beziehung. Und zwar nicht zu knapp. Aber nicht die Kinder an sich, sondern einfach die Mehrbelastung, die hinzukommenden Bedürfnisse und Emotionen und die bloße Tatsache, dass man all das als Eltern, Paar und Einzelperson irgendwie ausbalancieren muss. Einen tiefgehenderen und passenden Beitrag dazu findest du hier.

Selbstverantwortung, Me-Time & Persönlichkeitsentwicklung

Neben all diesen Faktoren, die ich bereits genannt habe, gibt es aber eine Säule oder vielmehr ein Fundament, mit dem alles steht und fällt. Und das ist die Zuwendung sich selbst gegenüber. Die Arbeit an sich selbst und in diesem Fall auch die Arbeit an der Partnerschaft. Warum kommt es überhaupt zum Streit? Ist mein Akku leer? Und deiner vielleicht auch? Warum sind diese Akkus leer? Und welche Trigger, Glaubenssätze und alte Verletzungen spielen eine Rolle? Identifiziert diese Faktoren!

Beziehungscoaches streiten auch

In meiner Beziehung kommt es auch zu Konflikten. Und auch als Beziehungscoach reagiere ich nicht immer besonnen und weise. Kürzlich hat mich eine Bemerkung meines Partners so getriggert, dass daraus ein Streit entstanden ist. Er hat sich unglücklich ausgerückt und mir wurde bewusst, dass er einen wunden Punkt aus meiner Vergangenheit getroffen hatte. Hinzukommen an diesem Tag meine Rückenschmerzen, seine Arbeitslast und die schlechte Nacht zuvor, weil unsere Tochter Zahnschmerzen hatte.

Konflikte nachbesprechen für eine Streit-Prävention

Ungünstige externe Umstände trafen auf unbearbeitete Glaubenssätze und eine schlechte Kommunikation. Und natürlich ist diese Reflexion bzw. Erkenntnis super und sehr wertvoll. Aber dabei darf es nicht bleiben.
Klar, eine Nachbesprechung legt den Grundstein für eine präventive und bessere Konfliktbewältigung. Gleichzeitig gelingt das nur, wenn auch andere Rahmenbedingungen gegeben sind. Wie bspw. guter Schlaf oder Selbstzufriedenheit. Das eigene Fässchen, wie auch das gemeinsame, muss gefüllt sein. Und zwar mit Ressourcen, Liebe, Gesundheit, Lebensfreude & Co. Und nicht mit Altlasten und Dingen, Menschen oder Situationen, die uns Energie rauben.

Weniger Streit als Folge von Arbeit an dir selbst

Wenn wir uns individuell und gemeinsam um diese Fässchen kümmern, passiert es ganz automatisch, dass wir weniger streiten. Und das ist die echte Lösung. So unbequem und aufwendig diese Variante, dieser Prozess auch ist, so werthaltig und langfristig ist er. Weniger Streit ist also viel mehr die Folge davon, was passiert, wenn du dich mit dir selbst befasst, auf dich und deine Bedürfnisse, aber auch auf deinen Rucksack, voll mit Glaubenssätzen und Verstrickungen, achtest und sie für dich nutzt.

Streit ist nicht das Problem

Gleiches gilt für dein Gegenüber. Wenn ihr beide dies tut, dann ist weniger Streit die garantierte Konsequenz. Und ein bisschen Streit braucht es auch. Das sorgt für Reibung, also auch für Wärme und zeigt uns auf, was nicht rund läuft. Entweder bei uns selbst oder aber tatsächlich in der Partnerschaft. Falls du dabei Unterstützung haben möchtest, individuell oder als Paar, melde dich und vereinbare ein erstes kurzes Kennenlerngespräch. Ich wünsche dir ganz viel Inspiration und Zuversicht am Status Quo etwas zu verändern, insofern er dich nicht glücklich macht.

Love,
Nastasja

Außerdem interessant für dich:

Beziehungscoaching

Partnerschaft beginnt bei dir. Verwandle deine Beziehung in die Art von Partnerschaft, die dich wachsen lässt und nachhaltig glücklich macht.

Ghostwriting

Ich verwandle deine Visionen und Impulse aus dem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung in fesselnde (e)-Bücher. 

Workshops & Seminare für Unternehmen

Team-Konflikte, ungesunde Kommunikation und innerbetriebliche Spannungen lösen? Und ob das geht!

Beiträge aus meinem Blog